Portugal eine Bildreise
Entfremdete Heimat / Aletheia
Wer kennt sie nicht, die Hochglanzbroschüren der Touristenbranche und der populären Reiseliteratur, in der das Ferne und das Fremde in einer maskenhaften Erstarrung, im Klischee, schön aber inhaltsleer dargeboten wird ? Für den Reisenden Projektion paradiesicher Sehnsüchte, für die Einheimischen Heimat reduziert auf Werbung, auf computergesteuerte Illusion und damit ausstauschbar ; Bilder ohne Erinnerung, ohne Halt, ohne Sitz im Leben.
Nicht ohne Humor greift Oliveira die « Ready-Made »- Modelle der Wirklichkeit (Gerhard Richter) auf und beraubt sie umgehend ihrer unwirklichen, prospekthaften Farbigkeit, um sie in den Nationalfarben Portugals- gelb, grün und rot- einzutauchen. Es ist ein provokatives « Portugal den Portugiesen ». Nicht aus einer nationalistischen Verengung heraus, sondern aus Aufschrei gegen Kommerz und Fremdbestimmung, gegen den Verlust der Seele, den Verlust der eigenen Identität, für Lusitania und Os Lusi’adas. Ostentativ wird der portugiesische Betrachter aufgefordert sein Schicksal auf demokratische Weise selbst in die Hand zu nehmen : VOTA !
Bei Oliveira tritt an die Stelle des normierten, klischeebeladenen, technischreproduzierten Zerrbildes die suggestive, erinnerungsschwere Geste der Malerei. Dem Bild wird wiederum eine- im Sinne von Walter Benjamin – Aura zugeführt und im Bereich der Kunst angesiedelt.
Heidegger aufgreifend, fällt hiermit den Bildern die Aufgabe zu die Wahrheit-(Aletheia)
ins-Werk – zusetzen. Das heisst zu enthüllen, damit das fraglos Hingenommene wieder fragwürdig wird und die Menschen vor Ort somit wieder die Hoheit über die Bilder ihrer Heimat und ihre Identität erlangen können.
René Kockelkorn
graphic design Paulo Tomas
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© Edmond Oliveira